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BUGA 23: Abschied vom Garten

BUGA 23: Abschied vom Garten

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ie BUGA 23 in Mannheim geht ihrem Ende entgegen. In den Abschied mischt sich Aufbruchstimmung, denn alles, was für diese fast festlich anmutende Phase mit viel Hingabe aufgebaut und gepflegt wurde, muss nun wieder weichen. Die Winde sollen in Zukunft ungehindert über kurz gehaltenes Grünland hinweg in die nahe Innenstadt Mannheims wehen. Alles, was den Strom aufhalten könnte, wird zurückgebaut. Daher ist das Ende dieses besonderen Sommers ein radikales.

"Es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.(R. M. Rilke)."

Wir krempeln schon die Ärmel hoch, um unseren BUGA-Schaugarten in seine Einzelteile zurück zu verwandeln und diese an anderen Orten einzubauen und zu pflanzen. Vergleichsweise kurz war die Spanne des Werdens und Gedeihens hier auf dem Spinelli-Gelände. Gerade deshalb wurden die Entwicklungen mit geschärfter Wahrnehmung verfolgt und intensiv dokumentiert. Bis zuletzt strahlt der Garten würdevoll in seinem natürlichen Gewand: Ein anmutiger Abgesang!

Letzte Blüten verstärken mit ihrer Farbigkeit die Kraft der herbstlichen Sonne. Blätter und Samenhüllen nehmen rötliche oder irdene Tönungen an. Wer die Zeit des Ausreifens mit Geduld geschehen lässt und auf raschen Rückschnitt absterbender Pflanzenteile verzichtet, wird belohnt mit ungeahnten Farbnuancen und filigranen Formen. Das ist der große Vorzug natürlicher Materialien: Sie sind patinafähig, d.h. sie altern auf ästhetische Weise und wirken auch mit den Spuren, die der Zahn der Zeit auf ihnen hinterlässt noch schön.

Samen reifen jetzt an allen Pflanzen. Ihre Formen sind so einzigartig wie ihre Blüten. Sie schaffen zusammen ein Bild wie gehäkelte Spitzendecken. Die Strukturen aus Zweigen und Samenständen bleiben über den Winter hinweg als Schmuck erhalten. Dahinein weben Spinnen ihre Netze, Tautropfen, Raureif, Eiskristalle und Schneehauben ergänzen das Bild über die langen Kältemonate. Manche Puppe wartet daran angeheftet bis in ihr das neue Leben erwacht. Vögel und Kleinsäuger finden hier Nahrung und Unterschlupf.

Noch ist die überschäumende Kraft des Sommers in vielen Pflanzen spürbar. Vor allem die Halbsträucher südlicher Gefilde bewahren ihr grünes Laub auch während der Wintermonate. Salbei ist besonders widerstandsfähig und trotzt jedem Frost. Diese Kraft können wir im Winter nutzen, um uns gegen Erkältungen zu wappnen. In jedem Blatt ist die Wärme des Sommers gespeichert.

Was bleibt, sind die Erinnerungen an eine großartige Zeit andauernder Fülle und vielen ungewöhnlichen Begegnungen. Selten erlebt ein Garten soviele Besucher und Bewunder*innen. Vielleicht hat er sich gerade deshalb so besonders prachtvoll entwickelt, angespornt von den Millionen Blicken wohlwollender Menschen. Doch anstatt sich nun in verdienten Winterschlaf zurückzuziehen, verlangen schon neue Bühnen nach ihm. Unser Team von Mayer & Bühler freut sich sehr darüber, viele Teile des BUGA-Schaugartens an gute Hände weiterreichen zu können. So müssen Pflanzen, Steine und Robinienstämme zwar noch einmal umziehen, aber an ihren neuen Wohnstätten dürfen sie sich dauerhaft einrichten. Das Bewusstsein, Teil eines einzigartigen Geschehens gewesen zu sein, Freude geschenkt und Interesse geweckt zu haben, lebt in ihnen und uns allen weiter…